© 2022 Wolfgang Hettmer
campingbusausbau.de
Planung
Eine gute Vorplanung ist die Garantie für spätere Zufriedenheit
Schön sind sie ja schon, die fertigen Campingbusse der großen
Hersteller. Auf den Hochglanzprospekten sieht alles besonders
schön aus. Warum nicht also ein fertiges Mobil kaufen? Für wen
lohnt sich der Selbstausbau eines Campingbusses überhaupt? Kann
man hier wirklich viel Geld sparen? Nun, wer die Szene bereits
etwas länger beobachtet wird sicherlich auch festgestellt haben,
dass 99% aller auf dem Markt angebotenen Campingbusse auf
Kastenwagenbasis eigentlich nahezu den gleichen Grundriss
aufweisen. Drehbarer Fahrer- und Beifahrersitz, ein kleiner Tisch
und eine Sitzbank vorne, Pantry in der Mitte und ein Querbett im
Heck des Fahrzeugs mit darunterliegendem Stauraum.
Unterschiede bestehen eigentlich nur in der Aufteilung, in
Materialien, Qualität und kleineren Details. Diese Fahrzeuge sind so
konstruiert, dass sie die Wünsche der meisten Kunden abdecken,
also für eine möglichst breite Zielgruppe. Dieser Markt boomt wie
kein zweiter und mittlerweile haben nahezu alle
Wohnmobilhersteller auch ein oder mehrere Kastenwagenmodelle
im Portfolio. Alternative Grundrisse gibt es nur sehr selten. Viele
Camper stellen aber spezielle Anforderungen an das Urlaubs- oder
Freizeitfahrzeug, gerade wenn sie ein spezielles Hobby haben und
dafür den erforderlichen Platz benötigen. Was nützt mir zum
Beispiel ein Wohnmobil mit vier Betten, obwohl wir nur zu zweit
unterwegs sind? Wozu brauche ich eine separate Duschkabine,
wenn ich ohnehin nicht im Camper, sondern auf dem Campingplatz
dusche? Brauche ich tatsächlich einen Fernseher oder eine Markise?
Wozu ein Bett mit 2 Metern Länge, wenn man doch nur 170 groß
ist? Wohin mit dem Mountainbike, dem Surfbrett oder meiner
Modellflieger? Anhand dieser simplen Fragen: es lohnt sich, etwas
tiefer einzusteigen und die Anforderungen an das eigene,
individuell passende Wohnmobil exakt zu definieren, bevor man
eine Entscheidung trifft.
Unter Umständen lohnt es sich auch, einen Campingbus für ein
Wochenende zu mieten. So kann man sehr schnell seine eigenen
Bedürfnisse feststellen. Dabei stellt man dann meistens auch sehr
schnell fest, was man eben nicht braucht und was einen selbst
persönlich stört.
Bei der Gestaltung des Umbaus sehe ich mittlerweile zwei
Zielgruppen, für die zwar die nachfolgenden Fragen gleichermaßen
gelten, aber die Antworten durchaus unterschiedlich sein können.
Die erste Gruppe ist berufstätig, benutzt den Campingbus, um
damit Urlaub zu machen, Ausflüge oder Kurztrips zu unternehmen
und genießt die Vorteile eines großen Fahrzeugs auch im Alltag. Die
Nutzung dieses Fahrzeugs erstreckt sich dabei auf etwa 3 bis 4
Wochen maximale Länge und Aufenthalte auf Campingplätzen oder
Stellplätzen finden regelmäßig statt. Entsorgung und Versorgung
sind dabei kein Problem. Der Stauraum des Campers ist für eben
genau einen Urlaub in dieser Länge ausgelegt, da man nicht allzu
viele Kleidung etc. mitnehmen muss. Bei der zweiten Gruppe
handelt es sich um Aussteiger, Abenteurer, Weltenbummler oder
einfach Rentner, die beispielsweise den ganzen Winter irgendwo im
Süden verbringen möchten. Die Nutzungsdauer geht über die
üblichen drei bis vier Wochen hinaus und für diese Fahrzeuge ist
dann eine wesentlich höhere Unabhängigkeit und mehr Stauraum
gefordert. Denn man hat naturgemäß bei einem halbjährlichen
Aufenthalt im Bus mehr Kleidung dabei, benötigt mehr Jacken,
Regenjacken, Hosen und vieles mehr. Zusätzliche Versorgung der
Batterien durch Solarstrom, größere Wassertanks werden dann
benötigt.
Grundrissplanung
Wird der Camper nur im Urlaub und für Kurzreisen verwendet, oder
auch als Alltagsfahrzeug?
Falls es sich um ein reines Zweitfahrzeug handelt, kannst Du schon
mal ein größeres Basisfahrzeug wählen und bist in der Gestaltung
des Grundrisses freier. Du kannst bei der Planung, je nach Größe
des Fahrzeugs, aus dem Vollen schöpfen und musst nicht um jeden
Zentimeter Raum herumtüfteln. Wenn Du hingegen jeden Tag mit
dem Fahrzeug unterwegs bist, sollte es schon PKW-ähnliche
Eigenschaften besitzen und das Einparken damit auch in
Innenstädten möglich sein.
Schön wäre es einen bewährten Standard-Grundriss zu nehmen der
für alle passt. Leider haben aber nicht alle Campingbusbesitzer die
gleiche Anforderung an ihr Fahrzeug, die gleichen Körpergrößen,
die gleichen Gewohnheiten und Hobbys, und letztendlich fahren
auch unterschiedlich viele Personen im Fahrzeug mit in den Urlaub
oder in den Wochenendausflug.
Und genau hier liegt der größte Vorteil des “Selbermachens”. Du
kannst das Fahrzeug genau so planen wie Du es brauchst. Du
kannst Raum für Hobbyutensilien schaffen und unnötigen
Schnickschnack, der von vielen Profiausbauern nicht selten nur als
überflüssiges Kaufargument angepriesen wird, einfach weglassen.
Nahezu alle heute auf dem Markt angebotenen Campingbusse
haben einen nahezu identischen Grundriss: Sitze vorne drehbar,
Querbett im Heck und dazwischen ein Küchen- und Sanitärblock.
Dieser Standardgrundriss ist eben für die Zielgruppe der
Durchschnittskäufer gedacht. Ich möchte aber - auch in meinem
Buch - zeigen, dass man durchaus ansprechende Campingbusse
selbst anfertigen kann, die den eigenen Bedürfnissen genau auf den
Leib zugeschnitten sind. Bei einem selbst ausgebauten Camper
macht es Sinn, Grundrisse zu verwirklichen, die eben nicht dem
Standard entsprechen.
Campingbusse zu planen heißt auch, immer wieder Kompromisse
einzugehen. Das Platzangebot in einem Campingbus ist begrenzt
und somit muss man bei der Planung auch öfter etwas tricksen. Als
erster Ideenentwurf reichen zunächst mal ein karierter
Zeichenblock und ein Bleistift. Die Abmessungen des Laderaums
bekommt man auf den Webseiten der Fahrzeughersteller. Als
Maßstab wird 1:20 gewählt, das bedeutet 1 cm auf dem Papier
entspricht 20 cm in der Realität. Ein fertiger Entwurf kann dann
etwa so wie oben gezeigt aussehen.
Ist dann die Grundidee einigermaßen festgemauert, kann man,
wenn man Lust und Zeit dazu hat, mit Hilfe moderner
Computerprogramme vorab 3D-Entwürfe erstellen. Einen
dreidimensionalen Eindruck seines Campers zu bekommen ist
manchmal sehr aufschlussreich.
Um unser Projekt “Campingbusausbau” voranzubringen, ist dies
aber nicht zwingend notwendig. Ein Zeichenblock und Phantasie
sind genauso ausreichend.